Einer geht noch

Michas bunte Sportwelt

Auferstanden aus Ruinen


Früher war eh alles besser – fragt sich nur, wo?

Rechtzeitig zum 61,397. Jahrestag der DDR werden quer durch die Stadien der Fußballrepublik Erinnerungsaufführungen veranstaltet.

So in Hannover, wo man sich im Jahr 21 n.M. (nach Mauerfall) aufgeschwungen hat, das Motto der Hymne von der anderen Seite der besagten Mauer mit neuem Leben zu erfüllen. Wer hätte im Mai letzten Jahres schon gedacht, dass Dauerlächler Slomka (Spitzname: Die Grinsekatze) es schafft, der Trümmertruppe von der Leine Beine zu machen? Am wenigsten wohl der Trainer und Berufssympath selbst. Und das, obwohl er dringend ein Hörgerät aus der Produktion von Präsident Martin Kind benötigt, damit er beim nächsten Mal die eindeutigen Ankündigungen seines Chefs („Schlaudraff wird nie wieder für Hannover spielen!“) mitbekommt. Wäre doch bloß die 50+1-Regelung schon gekippt und Kind könnte schalten und walten wie es ihm beliebt… allen (außerhalb von Hannover) wäre geholfen!

An einer für die eigenen Anhänger weitaus weniger erfreulichen Reminiszenz an den Unrechtsstaat arbeitet der FC Schalke 04. Nachdem dort schon seit geraumer Zeit sehr erfolgreich an einer maßstabsgetreuen Nachbildung des Staatsdefizit des ostdeutschen Staates gearbeitet wird und durch die Ernennung Magaths zum Staatsratsvorsitzenden auch entscheidende Fortschritte bei der Beschneidung der Meinungsfreiheit erreicht wurden, hat man am letzten Wochenende einen der Schlussakte erfolgreich inszeniert, indem man gegen Mönchengladbach den Fall der Mauer nachstellte. Fehlt eigentlich nur noch, dass Neuer die Ausreiseerlaubnis nach Bayern erteilt wird und der Laden kann komplett abgewickelt werden.

Auch in Frankfurt zeigen sich die Fans wenig begeistert von der sehr originalgetreuen Nachstellung der Verweigerung des Schießbefehls. Dabei wird dieses ernste Thema doch sogar noch erheiternd aufgelockert durch die Komödie um den Spieler Amanatidis. Hierfür wurden offenbar sowohl thematisch als auch optisch Anleihen bei der Jesus-Persiflage „Das Leben des Brian“ verarbeitet – das Gelächter auf den Tribünen bleibt jedoch trotzdem aus. Vielleicht wird das angesetzte Kurztrainingslager ja zu einer Verbesserung der Darbietungen genutzt – ansonsten ist die Zukunft von Regisseur Skibbe wohl höchst fraglich. Glücklicherweise hat er es nicht so weit zum Flughafen, um ins Exil zu flüchten.

Eher in der Form einer klassischen Tragödie kommt die Bremer Inszenierung des Untergangs der DDR daher. Noch nicht ganz klar ist hierbei die Verteilung der Hauptrollen. Derzeit wird in den Geschichtsbüchern händeringend nach einem groß gewachsenen Ost-Politiker gesucht, dessen Handlungen zumindest annähernd so fatale Auswirkungen hatten, dass sie Per Mertesackers aktueller Form gerecht werden würden. Hingegen sind die Herren Schaaf und Allofs in ihrer Untätigkeit schon recht nah dran an den historischen Vorbildern aus dem Politbüro.

Währenddessen wird in Berlin schon fleißig für eine Party geplant. Ob der Anlass nun Wiedervereinigung oder Wiederaufstieg heißt, ist relativ schnuppe. Die Grenzen sind da fließend (Achtung, doppeldeutig!).  Schade nur, dass Vereine wie Aue und Cottbus versuchen diese Bestrebungen zu torpedieren – die Reaktionäre sterben einfach nicht aus!

Aber wie uns schon die Geschichte der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone lehrt, handelt es sich so oder so nur um Momentaufnahmen. Schon in ein paar Monaten sehnt man sich andernorts zurück in irgendeine gute alte Zeit… früher war halt alles besser!

 

Kamelle, der Seebär kütt!


Hamburg wie es sinkt und lacht

So langsam muss sich der 1. FC Köln wirklich Sorgen machen. Nicht um seine Zugehörigkeit zur Beletage des deutschen Fußballs – um die in diesem Jahr noch zu gefährden, müsste man wohl den Rest der Saison mit nur noch 8 Feldspielern auflaufen. Stattdessen ist sein Ruf als der Karnevalsverein der Bundesliga in höchster Gefahr!

Jedoch  nicht, wie möglicherweise zu erwarten gewesen wäre, weil der FSV aus der Fastnachtshochburg Mainz seinen Rundum-Sorglos-Fußball aus der Hinrunde fortführen würde. Dort haben nämlich die jungen Wilden mittlerweile eingesehen, dass so ein schönes neues Stadion viel Geld kostet… und verzichten deshalb dankenswerterweise auf das Verursachen weiterer Siegprämien.

Auch der „rheinische Rivale“ aus Mönchengladbach gerät derzeit kaum in den Verdacht, sich als Hort der guten Laune etablieren zu wollen. Immerhin hat man dort endlich einen Lösungsansatz gefunden, um der Flut an Platzverweisen Herr zu werden: ein Schweizer als Trainer! Genial! Schade, dass Gandhi oder der Dalai Lama nicht zur Verfügung standen…

Nein, als neue Hauptstadt der Narren scheint sich mehr und mehr das fälschlicherweise immer als knorrig und humorlos verschrieene Hamburg durchsetzen zu wollen! Anders lässt sich die Beharrlichkeit, mit der der ortsansässige Sportverein sich selbst und seine leidgeprüften Anhänger auf die Schippe nimmt, auf Dauer nicht erklären. Sei es das alljährliche Ritual, die gelegentlich auch als Jahreshauptversammlung bezeichnete Prunksitzung zur abend- und schlagzeilenfüllenden Veranstaltung auszuwalzen. Oder die intensive und erfolglose Suche, abwechselnd nach einem neuen Prinzenpaar, dass die aktuellen Würdenträger Hoffmann und Kraus ablöst, einem neuen Sportdirektor oder Manager, einem neuen Trainer oder nach Spielern, die wirklich in Hamburg spielen wollen. Hier darf beinahe jeder mal einen Kalauer raushauen und in seiner Büttenrede von ambitionierten Zielen schwärmen. Für das „Tätää“ sorgt dann schon die Mannschaft auf dem Rasen – so dieser grade bespielbar ist.

Doch der Konkurrenzkampf um die Narrenkappe ist hart! Auch in Wolfsburg ist man äußerst bemüht, das Image der grauen Maus endlich abzulegen. Mit der Beförderung des kölschen Jung Littbarski zum Chefhumoristen hat man sich einen gehörigen Erfahrungsvorsprung gesichert, der sich bisher auch auszuzahlen scheint. Stimmungskiller wie Madlung und Kahlenberg wurden angeblich aussortiert, weil sie keine roten Nasen tragen wollten. Stattdessen setzt man wieder große Hoffnungen in Diego, der neben Samba- sicherlich auch ausreichend Karnevalserfahrung vom Zuckerhut einbringen kann.

Außenseiterchancen auf die goldene Pappnase rechnet man sich noch in Stuttgart aus. Allerdings hat Vorturner Labbadia auf seinen bisherigen Stationen in Hamburg (möglicherweise war damals das Karnevalskonzept noch nicht ausgereift) und in Leverkusen (liegt zwar am Rhein – wer aber schon mal dort im Stadion war, weiß das dort auf Stimmung verzichtet wird!) bisher wenig Erfahrung als Jeck sammeln können – auch wenn einige seiner wöchentlichen Erklärungen zum erneuten Versagen auf dem Platz schon sehr komisch sind. Die Hauptlastder Unterhaltung trägt allerdings der arme Ciprian Marica, der mit Interviews in seiner Heimat regelmäßig für Stimmung sorgt. Offenbar lassen sich die Witze leider nicht so gut ins Deutsche übersetzen, was ihm dann ebenso regelmäßig Ärger einbringt. Möglicherweise wird das Ganze aber auch einfach viel zu sehr hochsterilisiert.

Bei so vielen aussichtsreichen Bewerbern in der Teamwertung bleibt den Kölnern wohl nur noch die Hoffnung auf die Einzelwertung. Doch nicht Prinz Poldi ist der Favorit, sondern ein „wenn überhaupt, dann Köln-Fan“ und Berufsschullehrer, der von der Gewerbeaufsicht wissen möchte ob Schalkes Jungprofi Draxler aufgrund des Jugendschutzes beim Elfmeterschießen im Pokal nicht schon lange im Bett liegen sollte.

Da simmer dabei, dat is prima…

Heul doch!


Tränen lügen nicht – Heulsusen schon

Samstag, 15:53 Uhr, Tatort Millerntor-Stadion. Wie vom Blitz getroffen bricht Matthias L. (der vollständige Name ist dem Autor bekannt) zusammen! Was war geschehen? – Nichts! Die Konsequenz: eine rote Karte. Allerdings nicht für M. Lehmann (Name gekürzt, um den Spieler zu schützen), sondern für seinen Gegenspieler!

Immer wieder – und leider in den letzten Jahren immer häufiger – kann man in den Stadien der Fußballbundesliga höchst interessante Darbietungen überaus begabter Laiendarsteller bewundern. Leider beschränkt sich das mehr oder minder große Talent der jungen Mimen ausschließlich auf die Ausübung ihrer Nebentätigkeit als Fußballprofi. Die einzige Auszeichnung, die der heimlichen Leidenschaft dieser amateurhaften Lemminge (die putzigen Tierchen suchen sich wenigstens eine Klippe, bevor sie stürzen!) gerecht werden würde, wäre die goldene Himbeere. Einzig die sensationelle und mittlerweile Vorstellung von Norbert Meier als Trainer des MSV Duisburg (mit Albert Streit als Antagonist) hätte möglicherweise eine Chance auf redliche Anerkennung verdient.

Gerne wird im Zusammenhang mit Fußball von einer „harten Männersportart“ gesprochen. Allerdings ist die einzige Härte oftmals die vollkommene Unbegabtheit der handelnden Akteure, mit der sie versuchen sich einen Vorteil zu erschwindeln. Vielleicht sollte ernsthaft über die Einführung von Schutzbekleidung wie sie im American Football üblich ist nachgedacht werden, bevor sich noch ein junger Hoffnungsträger wie zum Beispiel der Bremer Marko Marin bei einem seiner spektakulären Stunts ernstzunehmende Verletzungen zuzieht.

Eine andere Lösung wäre natürlich, beim Lieblingssport der Deutschen endlich eine B-Note einzuführen. Diese müsste sich ja nicht zwingend auf gute sportliche Leistungen beziehen, sondern könnte bei Förderung des schauspielerischen Niveaus nebenbei auch noch neue Zielgruppen erschließen. Endlich könnten sich auch die Ehefrauen und Mütter für den Fußball begeistern! Welche Frau träumt schon noch von Brad Pitt oder Matthew McConaughey, wenn sie erst David Jarolim oder (früher) Andi Möller in Aktion erlebt hat?

Während das International Football Association Board ,von Kennern der Szene auch als Elferrat des Fußballs bezeichnet, über den Einsatz des 7. Unparteiischen – möglicherweise zur Beaufsichtigung des Mittelkreises während der Halbzeitpause – oder die Funktionsfähigkeit der Torlinientechnologie mit Twitter-Anbindung diskutiert (würde in etwa wie folgt funktionieren: Der Schiedsrichter wird nicht über die (Un-)Richtigkeit seiner Entscheidung in Kenntnis gesetzt, dafür aber über das Internet der Rest des Stadions informiert. So kommt endlich mal Stimmung in die Bude!), werden die wirklich spektakulären Neuerungen dort verschlafen. Kunstblut würde der Theatralik endlich ausreichend Geltung verschaffen und die Dramaturgie ein wenig befeuern!

So würde auch endlich ein dankbares Publikum für die schon jetzt in Sturzbächen fließenden Tränen gefunden. „Der Patriot“ kann einpacken, sobald Chong Tese vom VfL Bochum die nordkoreanische Nationalhymne vorgespielt bekommt! Niemand muss mehr ins Kino gehen, um bei „Titanic“ das Taschentuch zu zücken, wenn Michael Preetz in der Nähe ist und den Untergang von Hertha BSC Berlin herzergreifend beweint – den er als Manager hauptverantwortlich herbeigeführt hat. Möglicherweise eine kleine Anleihe beim „Denver Clan“?

Was das alles noch mit Fußball zu tun hat? Das frage ich mich auch…

Auch du, mein Sohn Litti?


Neue Besen kehren gut – alte Handfeger auch?

Offenbar hat in der Fußballbundesliga die Erkenntnis Einzug gehalten, dass es wenig Sinn macht schon bei den ersten kleineren sportlichen Rückschlägen den Trainer auszutauschen. Man gönnt angeschlagenen Fußballlehrern mittlerweile lieber noch Zeit bis zum Ende der Winterpause samt dazugehöriger Transferperiode, gibt dem sportlich Hauptverantwortlichen so die Möglichkeit seine Vorstellungen umzusetzen – und feuert ihn dann ein paar (Spiel)tage später! So kann der Nachfolger sich auch gleich unter erschwerten Bedingungen beweisen. Es wäre ja keine richtige Herausforderung, wenn dieser noch Einfluss auf die Kaderzusammenstellung oder die taktische Grundausrichtung während der Vorbereitung gehabt hätte…

Neue Besen kehren gut – dass diese Binsenweisheit maximal für die Aschentonne taugt, ist zwar schon länger bekannt. Vorsichtshalber hat der VfL Bochum sie in der letzten Saison nochmals einer Überprüfung unterzogen, ist jedoch trotz insgesamt vier neuer Kehrinstrumente nicht wie es zu erwarten wäre deutscher Meister geworden, sondern stattdessen abgestiegen. Doch versprechen die vormaligen Co-Trainer mehr Erfolg? Jene kleinen, fleißigen Helfer, die sich um die Detailarbeit kümmern… quasi die Handfeger, um im Bild zu bleiben.

Ein guter Co-Trainer sollte kompetent sein. Er sollte engagiert sein und auch Eigeninitiative zeigen können. Und er sollte loyal gegenüber seinem Vorgesetzten sein.

Der neue alte Feger des VfL Wolfsburg, Pierre Littbarski (kommt aufgrund der geringen Größe hervorragend in jede Ecke!), hat gleich zu Beginn seiner Amtszeit bewiesen, dass ihm zumindest an letzterer Eigenschaft nicht so viel liegen kann. Immerhin hat er in seiner Antrittsrede direkt auf die eklatanten Versäumnisse in der Trainingsarbeit der letzten Wochen hingewiesen. Da fragt man sich doch fast, was der Co-Trainer von McLaren währenddessen wohl gemacht haben mag… und ob er als Chef Diego besser vom Elfmeterpunkt fernhalten kann.

Neuer Trainer bei 1899 Hoffenheim ist mit Marco Pezzaiuoli ebenfalls ein vormaliger Co. Das Merkmal, das dem Fachmagazin Kicker zuerst ins Auge fiel, war die Tatsache, dass er als erster Bundesligatrainer sämtliche fünf Vokale in seinem Nachnamen vereint hat. Wen interessiert da noch, dass er 2009 die deutsche U17-Nationalmannschaft zum EM-Titel geführt hat? Er scheint zumindest gewillt zu sein, den von seinem Vorgänger als nicht mehr attraktiv genug befundenen Weg mit jungen Talenten wie Braafheid und finanzieller Demut wie im Fall Babel zu gehen.

Leidtragender dieser Beförderung war im Übrigen Ralf Rangnick, dem dies nach seiner Amtszeit beim FC Schalke bereits zum zweiten Mal passierte. Gerüchtehalber möchte Rangnick für seinen nächsten Trainerposten Udo Lattek als Assistenten verpflichten, da dieser im Krisenfall nicht als möglicher Nachfolger zu gebrauchen wäre. Als Alternative wird Lothar Matthäus gehandelt, dem unter Garantie niemals ein Verantwortlicher eines deutschen Erstligisten einen Cheftrainerposten offerieren würde.

Auf Schalke wurde Rangnick damals von Mirko Slomka beerbt, der sich mittlerweile damit rühmt, sich mit jeder Menge Experten als Zuarbeitern zu umgeben, die „auf ihren Gebieten jeweils besser sind als ich“. Ob Rangnick dereinst bei seiner Auswahl ähnlich hohe Maßstäbe anlegte, darf zumindest bezweifelt werden…

Sehr vorausschauend hat sich der Hamburger SV verhalten. Dort hat man den alljährlichen Bedarf nach einem neuen Headcoach vorsorglich mit Michael Oenning als (vorübergehendem) Assistenten abgedeckt. Das Armin Veh mit einen Zweijahresvertrag ausgestattet wurde, mag in diesem Zusammenhang etwas verwirren. Doch hat dieser sich ja offenbar gedanklich bereits vor geraumer Zeit in den Vorruhestand verabschiedet, als er ankündigte nach dem HSV keinen Verein mehr in Deutschland trainieren zu wollen.

Zwar ist statistisch nicht belegt, dass das Modell alt statt neu erfolgversprechender ist. Aber immerhin gibt dieser Weg den betroffenen Spielern als charakterbildende Maßnahme ein eindeutiges Beispiel, wie ehrliches Teamwork nicht aussehen sollte…

 

Oh wie schön ist Panama!


Will denn niemand in den Europapokal?

Die Saison in der deutschen Fußballbundesliga biegt langsam aber sicher auf die Zielgrade ein. Es geht um alles! Furcht vor dem Abstieg am einen, Kampf um die „internationalen Fleischtöpfe“ am anderen Ende der Tabelle.

Doch das Rennen um die Europapokalplätze erinnert in dieser Saison ein wenig an den Partyspaß „Rückreise aus Jerusalem“ ( Quasi eine Umkehrversion des altbekannten Hinwegs. Ein bis zwei Volltrunkene, zehn Stühle… und zumeist gibt es keinen Sieger!).

Noch recht geschickt gehen dabei die  jungen Himmelsmittelfeldler – von Stürmern zu sprechen, wäre bei dieser Chancenverwertung doch arg vermessen – aus Dortmund vor. Sie verschleiern ihre wahren Ambitionen nach mehr Freizeit und weniger Spielen noch sehr ordentlich und verknüpfen dies ganz pragmatisch mit Aufbaumaßnahmen für die deutsche Nummer eins. Als Dankeschön ist erstmals seit Jahren wieder eine nennenswerte Anzahl von Borussen für das prestigereiche Länderspiel gegen Italien (in Dortmund!) nominiert -ein Schelm, der dabei Böses denkt…

Weniger schamhaft gibt man sich im Süden der Republik. Während Würstchen-Ulis Traum vom ChampionsLeague-Finale im eigenen Wohnzimmer in weite Ferne rückt, weil eine sichere Halbzeitführung gegen Köln abgeschenkt wird, beweist der Kader seine internationale Erfahrung: Jeder weiß was ihn in den unendlichen Weiten Europas erwartet – und keiner hat Lust darauf!

Auch der VfL Wolfsburg gibt ja als „Kaufhaus der mitteldeutschen Prärie“ seit Jahren deutlich zu erkennen, dass man nicht auf die Almosen der UEFA angewiesen ist und auch in Zukunft gedenkt, darauf zu verzichten. Dieter Hoeness muss vor Stolz platzen, wie vorbildlich der oft kritisierte Diego Verantwortung übernimmt und dem übermotivierten Neuzugang Helmes beim Elfmeter den richtigen Weg gewiesen hat. Bedauernswert ist lediglich der offenbar nicht eingeweihte Trainer McLaren, der nach seinem unrühmlichen Intermezzo als englischer Nationaltrainer („Der Trottel mit dem Regenschirm„) dieses Mal wohl ganz ohne Regenschutz im niedersächsischen Niederschlag stehen gelassen wird.

Noch offensichtlicher geht es in Hamburg zu. Hier manipuliert der ortsansässige Sportverein sogar  dreist das eigene Spielgeläuf, um dem kleinen Nachbarn von der Reeperbahn ausreichend Zeit zu geben, seine Personalprobleme auszukurieren. Wer konnte auch damit rechnen, dass es im Februar ausgerechnet im Sunshine State von Deutschland mal 2 Tage am Stück regnen würde und somit der frisch verlegte Rasen nicht anwachsen kann? Allerdings ist die Entscheidung gegen die zusätzliche Belastung nur logisch. Wenn man sich entscheidet, die im nächsten Jahr gemeinsam 110 Jahre alten Rost, Ze Roberto und van Nistelrooy als Führungstroika für die jungen Spieler (das müssen dann ja Westermann, Jarolim und Petric sein) zu halten, muss man auch ausreichende Ruhephasen unter der Woche einkalkulieren.

Zu offenkundig sind die Bestrebungen anderer vorgeblich ambitionierter Vereine wie Stuttgart, Bremen und auch Schalke. Wer so krampfhaft bemüht ist seine Ziele zu verfehlen, dürfte ja sogar für die Wettmafia uninteressant sein! Da nimmt doch kein Buchmacher mehr eine Wette auf einen gegnerischen Sieg an…

So zeigt sich im Endeffekt, was den Mannschaften aus Hannover, Freiburg, Mainz und wo sie sonst noch alle herkommen abgeht (Man kann schon jetzt Mitleid mit den ausländischen Busfahrer der nächstjährigen Europapokalteilnehmer haben. Wie soll man denn als nicht Ortskundiger den Weg vom Flughafen zum Stadion finden? Und, vor allem: In welcher Stadt ist überhaupt der nächste Flughafen?). Ihnen fehlt schlicht und ergreifend die Reife und Erfahrung, um zu wissen was sie erwartet. Niemand, der sich schon mal bei -10 Grad Celsius in Norwegen oder Russland auf dem Platz Frostbeulen geholt hat, sehnt sich nach einer Wiederholung dieses Erlebnisses!

Und während die armen Ahnungslosen Ya Konan, Cisse und Co. von Mailand oder Madrid träumen und in Wahrheit schon mit einem Bein im Flieger nach Dnipropetrowsk oder Vlore stecken, freuen sich abgezockte Profis wie Frings, Lahm und Guerrero samt Konsorten insgeheim auf einen verlängerten Sommerurlaub an sonnigen Stränden, während sie Krokodilstränen in die Fernsehkameras weinen und Standardsätze à la „Ich hab keine Ahnung, wie das passieren konnte!“ in die Mikros stammeln.

In Panama soll es im Sommer wirklich sehr schön sein…

Wat? Wer bist du denn?


Ich nenn dich einfach Hotte! Und dich auch!

Am Wochenende ist es wieder soweit: Das große Erwachen. The day after.

Der erste Spieltag nach dem Ende der Transferperiode II, die gerne auch als Winterschlussverkauf oder Felix‘ (alternativ Dieters) Resterampe bezeichnet wird, steht an.

Es hat ein bisschen was vom Weihnachtswichteln mit der Familie: Man will sich ja wirklich freuen, aber was zum Henker hat Muttern sich eigentlich dabei gedacht, ihrem dreißigjährigen Sohn Antirutschsocken von Benjamin Blümchen zu schenken? Von Omas alten Keksen wollen wir lieber gar nicht reden… Und oft bringen die unerwarteten Mitbringsel von des Managers weltweiter Shoppingtour noch ein unliebsames Problem mit sich: Die kennt doch keine Sau!

Da sehnt man sich als Teilzeit-Vollblut-Supporter (die kleine Randgruppe, die neben dem Fantum noch anderen, niederen Beschäftigungen wie zum Beispiel der Arbeit frönt) in der Kurve zurück in die gute alte Zeit, in der man als Fan des SC Freiburg einfach nur ein lautes „…willi!“ bei der Spielervorstellung brüllen musste, um definitiv richtig zu liegen. Manch einer ist mittlerweile schon so verzweifelt, dass ihm sogar die fragwürdige Hilfestellung des gegnerischen Anhangs nach Pfälzer Machart dankenswert erscheint, nach der sämtliche Spieler des eigenen Teams offenkundig miteinander verwandt sind und einen Nachnamen mit „A“ am Anfang und „loch“ am Ende tragen!

Wie soll man sich auch in so kurzer Zeit so viele neue Namen merken? Und dann auch noch die (zumindest leidlich) korrekte Aussprache? Da hilft auch die größte Videoleinwand im Stadion nicht weiter, solange keiner auf die Idee kommt endlich mal Lautschrift zum Einsatz zu bringen!

Besonders hart hat es in diesem Jahr die Fans aus der Siedlung neben dem großen VW-Werk (das jemand von auswärts mit dem Verein sympathisiert, ist recht unwahrscheinlich) getroffen. Immer noch sind letzte Unklarheiten über die korrekte Aussprache des ehemaligen Meistertorjägers Grafietsch  – wahlweise Grafitäh – nicht ganz ausgeräumt, da werden weitere Spieler verpflichtet, die sich teilweise offenbar selbst noch nicht ganz schlüssig sind, wie sie denn nun heißen (möchten) – zugegeben, „von Gott gegeben“ macht schon mehr her als „Gottseidank“.  Der Nachname des angesprochenen jungen Mannes lautet übrigens Mbokani – nicht zu verwechseln mit dem ähnlich klingenden Song Mmmbop von den Hanson Brothers.

Da schaut sicherlich manch einer neidisch nach Köln, wo ein defektes Faxgerät quasi als „von Gott gegebener“ (Tatsache, das klingt tatsächlich beeindruckend!) Überlaufschutz des Kaders herhalten muss. Mal ehrlich: Wenn man einen Monat Zeit hat, um einen Transfer abzuwickeln, wie kann man es dann an 13 Minuten scheitern lassen? Hatte da etwa „Novakonix“ als Telekomtechniker verkleidet seine Finger im Spiel, um so seinen Stammplatz zu sichern? Immerhin bleibt den jecken Jeisböcken nun ein Einstudieren des Namens Schupo-Mohtäng erspart.

Oder man sehnt sich nach Bremen (neuer Hoffnungsträger: ein Brasilianer namens Jesus – es wird eindringlich darum gebeten, bei der Mannschaftsvorstellung NICHT „von Nazareth“ zu brüllen!), wo mit der Politik der ruhigen Hand nur ein Minimum an Neuerungen im Kader vorgenommen wurde. Praktischerweise wird sich in Folge dessen vermutlich auch an der Qualität der sportlichen Leistungen nicht allzu viel ändern. So kann man nämlich gleich zuhause bleiben und sich den ganzen Ärger ersparen…

Ich bin ein Star(trainer), holt mich hier raus!


Was muss ich tun, damit ich hier nichts mehr tun muss?

Viele aktive und eine noch viel größere Anzahl nicht mehr aktiver Profifußballer geben freimütig zu, dass der Beruf des Fußballprofis „der schönste Job der Welt“ sei. Man wird für etwas bezahlt, was Millionen wenn nicht sogar Milliarden anderer Menschen als Freizeitbeschäftigung betreiben, wird von hochbezahlten Physiotherapeuten, Ernährungswissenschaftlern, Psychologen, Fitnesstrainern und sonstigem Fachpersonal betreut, das einem nahezu jeden Wunsch erfüllt, wird am Wochenende von den Massen umjubelt und bekommt auch noch eine Menge Geld dafür.

Leider ist die Zeitspanne, die man(n) mit dieser zumindest meistens äußerst angenehmen Kombination aus Hobby und Beruf zubringen kann, relativ kurz – zumindest im Vergleich zur durchschnittlichen Lebenserwartung, sollte nicht doch ein fehlgeleiteter „Anhänger“ (oder jemand, der sich für einen solchen hält) eine der vielfältigen Drohungen im Misserfolg wahr machen.

Somit stellt sich nach dem Ende dieses paradiesischen Lebensabschnitts die Frage, was man mit seinem angefangenen Leben anzufangen gedenkt. Der nächstliegende Schluss ist ja der, sich auch in Zukunft mit dem zu beschäftigen was man in den vorangegangenen Jahren gelernt hat und was ja gemeinhin als „der schönste Job der Welt“ bezeichnet wird (siehe oben). In der Konsequenz hieße das ja, Sportdirektor, Manager, Fanbeauftragter oder Trainer wäre „der schönste Job der Welt“ für Männer die zu alt sind um Fußballprofi zu sein.

Wenn man jedoch die aktuellen Verhaltensweisen zwei der prominentesten Vertreter der Trainerzunft in der Fußballbundesliga betrachtet, zeigt sich schnell wie verkehrt diese Schlussfolgerung sein muss.

Da wäre zum einen das „Feierbiest“ Louis van Gaal, der,seit der sowohl beim FC Bayern selbst als auch in weiten Kreisen der Fußballfachwelt als Erfolg bewerteten Finalniederlage in der Champions League offenbar ein neues Ziel für sich auserkoren hat: Der erfolgreichste Trainer der bayrischen Vereinsgeschichte zu werden, der mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt wird!

Wie sonst ist es zu erklären, dass ein Mann, von dem nicht bekannt ist das er zu den Vertragsverhandlungen mit den Vorständen des FCB einen gesetzlichen Vormund mitbringen musste, sich fortwährend höchstpersönlich ad absurdum führt?

Da wäre ein ohne jede Not (aber dafür gegen den ausdrückliche Ratschlag seiner Vorgesetzten) vorgenommener Wechsel auf der Torhüterposition – ein probates Mittel, um eine nach wie vor unkonstant und selten stabil wirkende Mannschaft vollends zu verunsichern. Um auf  Nummer sicher zu gehen, wird dann die neue Nummer eins nach einem souverän gewonnenen Pokalspiel erstmal an den Pranger gestellt und als unsicher gebrandmarkt sowie mit einem möglichen erneuten Wechsel zurück zum Vorgänger bedroht – eine ganz neue Interpretation der proklamierten These, man müsse dem jungen Thomas Kraft ja das Vertrauen schenken, wenn man wissen wolle, ob er als Stammtorhüter geeignet sei.

Auch mutet es merkwürdig an wenn ein Kader, der vor der Saison nach dem Wunsch des Trainers noch um mindestens zwei oder drei Spieler verkleinert werden sollte, nach vier Ab- und einem Neuzugang im Winter plötzlich zu klein ist… oder fußt die niederländische Fußballarithmetik auf anderen Grundsätzen als die gewöhnliche Mathematik?

Das ein Bastian Schweinsteiger erst zu einem der besten „offensiven 6er“ (oder auch „8er“) der Bundesliga – wenn nicht sogar des internationalen Fußballs – aufgebaut wird, um dann aktuell einen weiteren überaus talentierten jungen Spieler – Thomas Müller – auf der 10er-Position zu verdrängen mag ein interessantes Experiment sein, das man bei einem komfortablen Punktevorsprung in der Tabelle sicherlich weniger sinnlos empfinden würde als bei 14 Punkten Rückstand auf den Platz an der Sonne.

Untermalt werden diese humorigen Anleihen beim ehemaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer  („Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“) mit immer häufiger wiederkehrenden Spitzen gegen die Amts- und Würdenträger seines Arbeitgebers, die in Aussagegehalt und taktischer Sinnmäßigkeit die Assoziation zu „Papageiengeschwätz“ erwecken, dessen ein bekannter holländischer Fußballtrainer, der im Süden Deutschlands tätig ist, seine Kritiker neulich bezichtigte.

Bei weitem übertroffen werden diese amüsanten Episoden derzeit jedoch von einem seiner Vorgänger, dem mittlerweile Trainer-Manager-Halbgott (und mutmaßlich bald auch Totengräber) des FC Schalke 04, Felix Magath.

Mag die konsequente Auflösung der überaus erfolgreichen letztjährigen Mannschaft unter der Parole „Weg vom Ergebnisfußball – hin zu mehr Attraktivität“ den meisten Fußballfans, die den Spielstil des VfL Wolfsburg im Meisterjahr begutachten durften, schon spanisch vorgekommen sein – und dies nicht nur aufgrund der Verpflichtung eines spanischen Fußballrentners anstelle des Toptorjägers Kuranyi – muten die im Anschluss an die Kaderrenovierung gebotenen Darbietungen zutiefst verstörend an.

Selbstverständlich lässt sich durch einen dermaßen umfassenden Kaderumbruch eine gewisse Verunsicherung und auch eine angemessene Findungsphase rechtfertigen – warum man diesen Effekt in den letzten 2 Tagen der einmonatigen Wintertransferperiode zwingend erneut heraufbeschwören muss, lässt sich jedoch auch bei einem auf Tradition bedachten Verein wohl kaum mit Nostalgie erklären.

Ebenso müssen schon äußerst nostalgische Leistungsnachweise herangezogen werden, um die Verpflichtung zweier Spieler sinnvoll erscheinen zu lassen, die zuletzt bei Vereinen der zweiten französischen bzw. iranischen Liga mangels Einsatzchancen aussortiert wurden.

Wie diese – und weitere getätigte Verpflichtungen – zu einer Entlastung des arg strapazierten Finanzhaushaltes beitragen sollen und nach welcher Zählweise vier Neuzugänge bei drei Abgängen der versprochenen Kaderreduzierung dienen, kann wohl niemand erkennen, der nicht dem Schalker Aufsichtsrat angehört – oder schweigt dieser aus reiner Resignation statt aus Zustimmung?

Bei Blick auf die Leistungsbilanz der im Sommer für knapp 20 Millionen Euro (Gehalt nicht mitgerechnet!) verpflichteten Spieler wie z.B. Jurado, Escudero, Deac, Plestan und Sarpei kann es wohl schwerlich das Vertrauen in das Urteilsvermögen der sportlichen Leitung sein…

Gottseidank hat der vorausschauende Magath sich kolportierte 6 Millionen Euro Jahresgehalt für vier Jahre zusichern lassen – da dürfte ein kleiner Obolus übrig bleiben, um sich selbst das Denkmal zu spenden, das ihm für den Ruin des FC Schalke 04 in einer der benachbarten Städte wahrscheinlich aufgestellt werden dürfte – der dort ansässige Verein wird aufgrund der Mindereinnahmen durch den Wegfall des Derbys kein Geld für derartige Ehrerbietungen erübrigen können. Aber einen (wenn auch nicht sehr netten) Eintrag in den Geschichtsbüchern des Ruhrgebietsfußballs hat Felix Magath definitiv sicher!

Letztendlich berauben sowohl das Verhalten van Gaals, als auch die Vorgehensweise Magaths den vorausschauenden aktiven Kicker auf der Suche nach einer Perspektive für die Karriere nach der Karriere einer Illusion: Offenbar kann auch die beste Bezahlung, absolute Entscheidungs- (respektive Narren-) freiheit und die Aussicht auf Ruhm und sportlichen Erfolg den Beruf des Trainers nicht auf Dauer versüßen. Warum sonst sollten diese ihrem Selbstverständnis nach visionären Vertreter ihrer Zunft alles daran setzen, von ihren Aufgaben entbunden zu werden?

Wenn es doch im realen Leben als Fußballtrainer so einfach wäre wie im Dschungelcamp – ein Satz, und das Leiden hätte ein Ende…