Einer geht noch

Michas bunte Sportwelt

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Ich bin ein Star(trainer), holt mich hier raus!


Was muss ich tun, damit ich hier nichts mehr tun muss?

Viele aktive und eine noch viel größere Anzahl nicht mehr aktiver Profifußballer geben freimütig zu, dass der Beruf des Fußballprofis „der schönste Job der Welt“ sei. Man wird für etwas bezahlt, was Millionen wenn nicht sogar Milliarden anderer Menschen als Freizeitbeschäftigung betreiben, wird von hochbezahlten Physiotherapeuten, Ernährungswissenschaftlern, Psychologen, Fitnesstrainern und sonstigem Fachpersonal betreut, das einem nahezu jeden Wunsch erfüllt, wird am Wochenende von den Massen umjubelt und bekommt auch noch eine Menge Geld dafür.

Leider ist die Zeitspanne, die man(n) mit dieser zumindest meistens äußerst angenehmen Kombination aus Hobby und Beruf zubringen kann, relativ kurz – zumindest im Vergleich zur durchschnittlichen Lebenserwartung, sollte nicht doch ein fehlgeleiteter „Anhänger“ (oder jemand, der sich für einen solchen hält) eine der vielfältigen Drohungen im Misserfolg wahr machen.

Somit stellt sich nach dem Ende dieses paradiesischen Lebensabschnitts die Frage, was man mit seinem angefangenen Leben anzufangen gedenkt. Der nächstliegende Schluss ist ja der, sich auch in Zukunft mit dem zu beschäftigen was man in den vorangegangenen Jahren gelernt hat und was ja gemeinhin als „der schönste Job der Welt“ bezeichnet wird (siehe oben). In der Konsequenz hieße das ja, Sportdirektor, Manager, Fanbeauftragter oder Trainer wäre „der schönste Job der Welt“ für Männer die zu alt sind um Fußballprofi zu sein.

Wenn man jedoch die aktuellen Verhaltensweisen zwei der prominentesten Vertreter der Trainerzunft in der Fußballbundesliga betrachtet, zeigt sich schnell wie verkehrt diese Schlussfolgerung sein muss.

Da wäre zum einen das „Feierbiest“ Louis van Gaal, der,seit der sowohl beim FC Bayern selbst als auch in weiten Kreisen der Fußballfachwelt als Erfolg bewerteten Finalniederlage in der Champions League offenbar ein neues Ziel für sich auserkoren hat: Der erfolgreichste Trainer der bayrischen Vereinsgeschichte zu werden, der mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt wird!

Wie sonst ist es zu erklären, dass ein Mann, von dem nicht bekannt ist das er zu den Vertragsverhandlungen mit den Vorständen des FCB einen gesetzlichen Vormund mitbringen musste, sich fortwährend höchstpersönlich ad absurdum führt?

Da wäre ein ohne jede Not (aber dafür gegen den ausdrückliche Ratschlag seiner Vorgesetzten) vorgenommener Wechsel auf der Torhüterposition – ein probates Mittel, um eine nach wie vor unkonstant und selten stabil wirkende Mannschaft vollends zu verunsichern. Um auf  Nummer sicher zu gehen, wird dann die neue Nummer eins nach einem souverän gewonnenen Pokalspiel erstmal an den Pranger gestellt und als unsicher gebrandmarkt sowie mit einem möglichen erneuten Wechsel zurück zum Vorgänger bedroht – eine ganz neue Interpretation der proklamierten These, man müsse dem jungen Thomas Kraft ja das Vertrauen schenken, wenn man wissen wolle, ob er als Stammtorhüter geeignet sei.

Auch mutet es merkwürdig an wenn ein Kader, der vor der Saison nach dem Wunsch des Trainers noch um mindestens zwei oder drei Spieler verkleinert werden sollte, nach vier Ab- und einem Neuzugang im Winter plötzlich zu klein ist… oder fußt die niederländische Fußballarithmetik auf anderen Grundsätzen als die gewöhnliche Mathematik?

Das ein Bastian Schweinsteiger erst zu einem der besten „offensiven 6er“ (oder auch „8er“) der Bundesliga – wenn nicht sogar des internationalen Fußballs – aufgebaut wird, um dann aktuell einen weiteren überaus talentierten jungen Spieler – Thomas Müller – auf der 10er-Position zu verdrängen mag ein interessantes Experiment sein, das man bei einem komfortablen Punktevorsprung in der Tabelle sicherlich weniger sinnlos empfinden würde als bei 14 Punkten Rückstand auf den Platz an der Sonne.

Untermalt werden diese humorigen Anleihen beim ehemaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer  („Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“) mit immer häufiger wiederkehrenden Spitzen gegen die Amts- und Würdenträger seines Arbeitgebers, die in Aussagegehalt und taktischer Sinnmäßigkeit die Assoziation zu „Papageiengeschwätz“ erwecken, dessen ein bekannter holländischer Fußballtrainer, der im Süden Deutschlands tätig ist, seine Kritiker neulich bezichtigte.

Bei weitem übertroffen werden diese amüsanten Episoden derzeit jedoch von einem seiner Vorgänger, dem mittlerweile Trainer-Manager-Halbgott (und mutmaßlich bald auch Totengräber) des FC Schalke 04, Felix Magath.

Mag die konsequente Auflösung der überaus erfolgreichen letztjährigen Mannschaft unter der Parole „Weg vom Ergebnisfußball – hin zu mehr Attraktivität“ den meisten Fußballfans, die den Spielstil des VfL Wolfsburg im Meisterjahr begutachten durften, schon spanisch vorgekommen sein – und dies nicht nur aufgrund der Verpflichtung eines spanischen Fußballrentners anstelle des Toptorjägers Kuranyi – muten die im Anschluss an die Kaderrenovierung gebotenen Darbietungen zutiefst verstörend an.

Selbstverständlich lässt sich durch einen dermaßen umfassenden Kaderumbruch eine gewisse Verunsicherung und auch eine angemessene Findungsphase rechtfertigen – warum man diesen Effekt in den letzten 2 Tagen der einmonatigen Wintertransferperiode zwingend erneut heraufbeschwören muss, lässt sich jedoch auch bei einem auf Tradition bedachten Verein wohl kaum mit Nostalgie erklären.

Ebenso müssen schon äußerst nostalgische Leistungsnachweise herangezogen werden, um die Verpflichtung zweier Spieler sinnvoll erscheinen zu lassen, die zuletzt bei Vereinen der zweiten französischen bzw. iranischen Liga mangels Einsatzchancen aussortiert wurden.

Wie diese – und weitere getätigte Verpflichtungen – zu einer Entlastung des arg strapazierten Finanzhaushaltes beitragen sollen und nach welcher Zählweise vier Neuzugänge bei drei Abgängen der versprochenen Kaderreduzierung dienen, kann wohl niemand erkennen, der nicht dem Schalker Aufsichtsrat angehört – oder schweigt dieser aus reiner Resignation statt aus Zustimmung?

Bei Blick auf die Leistungsbilanz der im Sommer für knapp 20 Millionen Euro (Gehalt nicht mitgerechnet!) verpflichteten Spieler wie z.B. Jurado, Escudero, Deac, Plestan und Sarpei kann es wohl schwerlich das Vertrauen in das Urteilsvermögen der sportlichen Leitung sein…

Gottseidank hat der vorausschauende Magath sich kolportierte 6 Millionen Euro Jahresgehalt für vier Jahre zusichern lassen – da dürfte ein kleiner Obolus übrig bleiben, um sich selbst das Denkmal zu spenden, das ihm für den Ruin des FC Schalke 04 in einer der benachbarten Städte wahrscheinlich aufgestellt werden dürfte – der dort ansässige Verein wird aufgrund der Mindereinnahmen durch den Wegfall des Derbys kein Geld für derartige Ehrerbietungen erübrigen können. Aber einen (wenn auch nicht sehr netten) Eintrag in den Geschichtsbüchern des Ruhrgebietsfußballs hat Felix Magath definitiv sicher!

Letztendlich berauben sowohl das Verhalten van Gaals, als auch die Vorgehensweise Magaths den vorausschauenden aktiven Kicker auf der Suche nach einer Perspektive für die Karriere nach der Karriere einer Illusion: Offenbar kann auch die beste Bezahlung, absolute Entscheidungs- (respektive Narren-) freiheit und die Aussicht auf Ruhm und sportlichen Erfolg den Beruf des Trainers nicht auf Dauer versüßen. Warum sonst sollten diese ihrem Selbstverständnis nach visionären Vertreter ihrer Zunft alles daran setzen, von ihren Aufgaben entbunden zu werden?

Wenn es doch im realen Leben als Fußballtrainer so einfach wäre wie im Dschungelcamp – ein Satz, und das Leiden hätte ein Ende…