Einer geht noch

Michas bunte Sportwelt

Auch du, mein Sohn Litti?


Neue Besen kehren gut – alte Handfeger auch?

Offenbar hat in der Fußballbundesliga die Erkenntnis Einzug gehalten, dass es wenig Sinn macht schon bei den ersten kleineren sportlichen Rückschlägen den Trainer auszutauschen. Man gönnt angeschlagenen Fußballlehrern mittlerweile lieber noch Zeit bis zum Ende der Winterpause samt dazugehöriger Transferperiode, gibt dem sportlich Hauptverantwortlichen so die Möglichkeit seine Vorstellungen umzusetzen – und feuert ihn dann ein paar (Spiel)tage später! So kann der Nachfolger sich auch gleich unter erschwerten Bedingungen beweisen. Es wäre ja keine richtige Herausforderung, wenn dieser noch Einfluss auf die Kaderzusammenstellung oder die taktische Grundausrichtung während der Vorbereitung gehabt hätte…

Neue Besen kehren gut – dass diese Binsenweisheit maximal für die Aschentonne taugt, ist zwar schon länger bekannt. Vorsichtshalber hat der VfL Bochum sie in der letzten Saison nochmals einer Überprüfung unterzogen, ist jedoch trotz insgesamt vier neuer Kehrinstrumente nicht wie es zu erwarten wäre deutscher Meister geworden, sondern stattdessen abgestiegen. Doch versprechen die vormaligen Co-Trainer mehr Erfolg? Jene kleinen, fleißigen Helfer, die sich um die Detailarbeit kümmern… quasi die Handfeger, um im Bild zu bleiben.

Ein guter Co-Trainer sollte kompetent sein. Er sollte engagiert sein und auch Eigeninitiative zeigen können. Und er sollte loyal gegenüber seinem Vorgesetzten sein.

Der neue alte Feger des VfL Wolfsburg, Pierre Littbarski (kommt aufgrund der geringen Größe hervorragend in jede Ecke!), hat gleich zu Beginn seiner Amtszeit bewiesen, dass ihm zumindest an letzterer Eigenschaft nicht so viel liegen kann. Immerhin hat er in seiner Antrittsrede direkt auf die eklatanten Versäumnisse in der Trainingsarbeit der letzten Wochen hingewiesen. Da fragt man sich doch fast, was der Co-Trainer von McLaren währenddessen wohl gemacht haben mag… und ob er als Chef Diego besser vom Elfmeterpunkt fernhalten kann.

Neuer Trainer bei 1899 Hoffenheim ist mit Marco Pezzaiuoli ebenfalls ein vormaliger Co. Das Merkmal, das dem Fachmagazin Kicker zuerst ins Auge fiel, war die Tatsache, dass er als erster Bundesligatrainer sämtliche fünf Vokale in seinem Nachnamen vereint hat. Wen interessiert da noch, dass er 2009 die deutsche U17-Nationalmannschaft zum EM-Titel geführt hat? Er scheint zumindest gewillt zu sein, den von seinem Vorgänger als nicht mehr attraktiv genug befundenen Weg mit jungen Talenten wie Braafheid und finanzieller Demut wie im Fall Babel zu gehen.

Leidtragender dieser Beförderung war im Übrigen Ralf Rangnick, dem dies nach seiner Amtszeit beim FC Schalke bereits zum zweiten Mal passierte. Gerüchtehalber möchte Rangnick für seinen nächsten Trainerposten Udo Lattek als Assistenten verpflichten, da dieser im Krisenfall nicht als möglicher Nachfolger zu gebrauchen wäre. Als Alternative wird Lothar Matthäus gehandelt, dem unter Garantie niemals ein Verantwortlicher eines deutschen Erstligisten einen Cheftrainerposten offerieren würde.

Auf Schalke wurde Rangnick damals von Mirko Slomka beerbt, der sich mittlerweile damit rühmt, sich mit jeder Menge Experten als Zuarbeitern zu umgeben, die „auf ihren Gebieten jeweils besser sind als ich“. Ob Rangnick dereinst bei seiner Auswahl ähnlich hohe Maßstäbe anlegte, darf zumindest bezweifelt werden…

Sehr vorausschauend hat sich der Hamburger SV verhalten. Dort hat man den alljährlichen Bedarf nach einem neuen Headcoach vorsorglich mit Michael Oenning als (vorübergehendem) Assistenten abgedeckt. Das Armin Veh mit einen Zweijahresvertrag ausgestattet wurde, mag in diesem Zusammenhang etwas verwirren. Doch hat dieser sich ja offenbar gedanklich bereits vor geraumer Zeit in den Vorruhestand verabschiedet, als er ankündigte nach dem HSV keinen Verein mehr in Deutschland trainieren zu wollen.

Zwar ist statistisch nicht belegt, dass das Modell alt statt neu erfolgversprechender ist. Aber immerhin gibt dieser Weg den betroffenen Spielern als charakterbildende Maßnahme ein eindeutiges Beispiel, wie ehrliches Teamwork nicht aussehen sollte…

 

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